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Thomas Waltenbacher: Zentrale Hinrichtungsstätten. Der Vollzug der Todesstrafe in Deutschland von 1937 - 1945. Scharfrichter im Dritten Reich. Dem Autor ist es gelungen, dem interessierten Leser aufgrund seiner hervorragenden Kenntnisse und großen Übersicht zum Thema des Vollzugs der Todesstrafe in Deutschland zum ersten mal einen umfassenden und tiefgreifenden Einblick in den justizmäßigen Vollzug der Todesstrafe im nationalsozialistischen Deutschland zu geben. Das gut recherchierte Buch zeigt in geographischer Abfolge sämtliche Vollstreckungsorte des Deutschen Reiches auf, wobei jeder Vollstreckungsort - also jede Hinrichtungsstätte - seine eigene Besonderheit, seine eigene Geschichte aufweist. Mit jedem Vollstreckungsort werden erstmalig alle vertraglichen Scharfrichter des Dritten Reiches, über deren Person und Tätigkeit bis auf eine Ausnahme (Johann Reichardt) in der Öffentlichkeit nahezu nichts bekannt geworden ist, über ihre blose Namensauflistung hinaus vorgestellt. Besondere Kapitel etwa sind beispielhaften Fluchtereignissen von Todeskandidaten aus Justizvollzugsanstalten, der innerlichen Bewältigung des unausweichlichen Schicksals durch die bevorstehende Hinrichtung und der Verwertung der Leichen Hingerichteter durch die medizinisch-biologischen Wissenschaften, namentlich den Anatomischen Instituten der Deutschen Hochschulen, die einen ganz entscheidenden Beitrag im Schlussakt der Vollstreckungshandlungen durch die Übernahme der Wegschaffung der Leichen hatten, gewidmet. Zu ersten Mal wird der Vollzug der Todesstrafe im Dritten Reich fast ausschließlich durch gesicherte Angaben der 'Planenden und Ausführenden', das heißt aus der Sicht von Mitarbeitern des Reichsjustizministeriums, der Generalstaatsanwälte, der Leiter der Justizvollzugsanstalten, der Gefängnisärzte und Gefängnisgeistlichen und vor allem aus der Sicht der Scharfrichter beschrieben. Dabei wird man feststellen, das ein jeder bestrebt war, seinen Beitrag zur Vollzugshandlung der Todesstrafe vorschriftsgemäß nach seinem Vermögen so schnell und sauber als möglich abzuschließen. Das dies durch äußere Umstände bedingt nicht immer möglich war wird durch zahlreiche, zum Teil erschütternden Einzelbeispielen in diesem Buch verdeutlicht. Über Sinn und Unsinn, Recht und Unrecht kam wohl kaum einer zum Nachdenken, wohl aber über die ungeheure Arbeitsbelastung durch den Anstieg der Todesurteile und die Abhilfe aus dieser Situation. Bei aller objektivierten Sachlichkeit, die die Anfertigung dieses Werkes erforderte, steht dennoch der Mensch im Mittelpunkt dieser grausamen Tatsache, wie es die Todesstrafe nun einmal ist. Fazit: Völlig neuartiges, hoch informatives und spannendes Buch, das die Wissensbasis zum Thema Todesstrafe erheblich erweitert. Zahlreiche Einzelereignisse sind hervorragend in einem zeit- und raumlogischen Zusammenhang verarbeitet worden. Als Tatsachenbericht ist dieses Buch einzigartig, es erstaunt die Authentzität des Inhaltes, der keine künstlichen Übertreibungen oder gar Abmilderungen benötigt sondern selbst aufregend genug ist. Es kann als eines der Standardwerke zur Thematik des Vollzugs der Todesstrafe und als das Standardwerk zum Vollzug der Todesstrafe im Dritten Reich gelten und für sich den Anspruch ergeben, ein populärwissenschaftliches Fachbuch der Zeitgeschichte für Studierende und Tätige in den Bereichen Rechtswissenschaften - Strafvollzug, Politikwissenschaften, Medizin und Theologie ebenso zu sein wie für allgemein Interessierte und Neugierige. (Arne Anulfson, Mag. jur., LL. M.)
Der Vollzug der Todesstrafe in Deutschland von 1937 - 1945. Dieses Buch verdeutlicht die Modernisierung des Vollzugs der gesetzlich angedrohten Todesstrafe im Deutschland der 30er und 40er Jahre durch das Konzept einer konsequenten Intramuranhinrichtung, der einheitlichen Anwendung maschineller Enthauptungsgeräte (Guillotine) und der Schaffung zentraler Vollstreckungsorte. Damit verbunden ist die Herstellung modernster Fallbeilgeräte, die Einrichtung besonderer Räumlichkeiten (Hinrichtungstrakte) in ausgewählten Justizvollzugsanstalten und die Herausbildung eines modernen Scharfrichterbildes - der Scharfrichter des Dritten Reiches erscheint zur Amtsausübung unauffällig und schlicht im schwarzen Anzug, über seine Person ist nichts bekannt und liegt der Schleier des Geheimnisvollen. Erst das System zentraler Hinrichtungsstätten und die Anwendung einheitlicher Verfahrensweisen ermöglichte der Reichsjustizverwaltung des nationalsozialistischen deutschen Staates unter massenhaften Einsatz der Guillotine die weitestgehend reibungslose und geheime Vollstreckung derart vieler Todesurteile, wie sie in Deutschland während des zweiten Weltkrieges anfielen. Zieht man Parallelen zum Ausland so stellt man fest, das abgesehen von Frankreich als 'Erstmodernisierer' während der französischen Revolution, eine ähnliche 'Modernisierung' des Vollzugs der Todesstrafe beispielsweise in den Vereinigten Staaten Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Einführung des elektrischen Stuhls durchlaufen wurde - auch hier mußten spezielle Hinrichtungstrakte geschaffen werden, auch hier bildete sich bald ein besonderes Scharfrichterbild, wenn auch dieses nicht so beansprucht war wie jenes im Dritten Reich, heraus. Gegenwärtig befindet sich China mit der Einführung der letalen Injektion (Giftspritze) und dem Einsatz mobiler Hinrichtungsstätten (geschlossene Kraftfahrtzeuge) in dieser Neuregelungsphase. (Dr. Heribert Scali / Institut für Strafvollzugsforschung)
Mit dem Machtantritt Hitlers wird angesichts der zu erwartenden steigenden Zahl an Todesurteilen auch der Vollzug der Todesstrafe für das gesamte Reichsgebiet einheitlich neu geregelt. Alle Maßnahmen zur Vollstreckung von Todesurteilen unterliegen nun einer strengen Geheimhaltung. In 22 gleichmäßig über das Reichsgebiet verteilt liegenden, zu zentralen Hinrichtungsstätten bestimmten Justizvollzugsanstalten verlieren 12000 Menschen ihr Leben, hauptsächlich auf dauerhaft untergebrachten Enthauptungsvorrichtungen. Zum Ende des Krieges sind zehn Scharfrichter vertraglich mit dem Vollzug der gesetzmäßig angedrohten Todesstrafe auf dem Gebiet des Deutschen Reiches betraut. Bald schon ist die Zahl der mit Todesstrafe einsitzenden Gefangenen so hoch, das eine zügige und geregelte Strafvollstreckung unter den Bedingungen des Krieges nicht mehr sichergestellt werden kann. Weitere Hinrichtungsstätten werden errichtet und neue Scharfrichter in Dienst gestellt. Zweckmäßig gestaltete Hinrichtungstrakte, moderne Fallbeilgeräte und erfahrene Scharfrichterkommandos gestalten die Vollstreckungshandlung schnell und zuverlässig. Einzelhinrichtungen werden zu Mehrfachhinrichtungen zusammengefaßt, der Vollzug der Todesstrafe verliert seinen Ausnahmecharakter. Die Anatomie übernimmt dankbar die Abholung der anfallenden Leichen. Wöchentliche Hinrichtungen werden zur Normalität, doch bleiben Zwischenfälle nicht aus. Dieses Buch dokumentiert die Errichtung und den Betrieb justizbetriebener Hinrichtungsstätten in Deutschland von 1937 bis 1945 vor allem aus der Sicht des Reichsjustizministeriums in Berlin, der Generalstaatsanwälte, der Leiter der Vollzugsanstalten, der Gefängnisärzte und Gefängnisgeistlichen sowie aus der Sicht der Scharfrichter. Im besonderen wird deren Arbeitsalltag aufgezeigt, ein Alltag der durch die Umstände der damaligen Zeit von zahlreichen Schwierigkeiten und Vorkommnissen durchsetzt war.
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