Siebenhüners Werk ist die erste deutschsprachige Biographie in Buchform über Frieda Fromm-Reichmann, die bedeutende Psychoanalytikerin und Psychose-Therapeutin. Die Autorin hat keine eigenen Forschungen durchgeführt, zieht aber die bislang erschienenen historischen Arbeiten zu Fromm-Reichmann vollständig heran. Das Bildmaterial ist ausführlich und instruktiv, das Design des Buches ansprechend. Der Leser wird ausführlich über den familiären Hintergrund Fromm-Reichmanns informiert, die in Karlsruhe geboren wurde und in Königsberg aufwuchs (vgl. Hoffmann 1995). Vor allem die Mutter (deren Mutter gemeinsam mit Clara Schumann Klavier gespielt hatte) vermittelte eine fundierte intellektuelle und musische Bildung. Der Vater war ein sehr religiöser Jude, für den soziale Verpflichtungen wichtig waren. In der Beschreibung von Fromm-Reichmanns schulischem und beruflichem Werdegang wird zugleich die damalige psychoanalytische und akademische Welt dargestellt. Sowohl die neurologische Ausbildung und Tätigkeit in Königsberg und Frankfurt a.M. als auch die psychotherapeutische Zeit bei J. H. Schultz in Dresden und im eigenen Sanatorium in Heidelberg kann man gut verfolgen. Das gleiche trifft für die Arbeit im Südwestdeutschen Arbeitskreis für Psychoanalyse und im neugegründeten Frankfurter Psychoanalytischen Institut zu. Nicht der Autorin anzulasten ist, daß auch sie keine Hinweise darauf bringt, ob und wie die Kontakte aus dieser Zeit zu Karl Landauer, S. H. Fuchs (Foulkes) und Heinrich Meng nach der Emigration weiter gepflegt wurden. Da der Nachlaß Fromm-Reichmanns wohl bis 2021 gesperrt ist, wird man vielleicht erst dann mehr darüber erfahren. Ärger schleicht sich bei der Lektüre ein, wenn die Autorin zu schnell und apodiktisch mit biographischen Deutungen bei der Hand ist und letztlich alles durch die Brille Josef Rattners sieht - was sie immerhin klar benennt (z. B. S. 53, 55, 97). In der Schilderung von Leben und Werk Fromm-Reichmanns in Chestnut Lodge und den USA allgemein geht dies auf Kosten quellenmäßig durchaus möglicher sachlicher Ausführungen Die Autorin referiert dem Kundigen Bekanntes aus Werk und Leben Fromm-Reichmanns, zitiert auch breit aus ihren Schriften und bleibt nicht bei Joanne Greenberg stehen (»Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen«). Sie beschäftigt sich aber kaum mit den in den 1950 Jahren wichtigen Auseinandersetzungen, in deren Zentrum Fromm-Reichmann stand (z. B. Brody u. Redlich 1952). Im Unterschied zu Sullivan und Fromm, mit denen sie alliiert war, blieb sie aktives Mitglied der Amerikanischen Psychoanalytischen Vereinigung und erreichte so, daß auch vom Setting her unkonventionelle Behandlungen mit schwer Gestörten als psychoanalytische anerkannt blieben. Trotz der Polemik Eisslers (1952) beharrte sie darauf, daß Krankenpflege und Sozialarbeit in solchen Fällen wesentliche Beträge in der Psychotherapie leisten, was sie zu einer der Begründerinnen psychotherapeutischer Pflegetheorien machte. Andererseits wandte sie sich mit psychoanalytischen Argumenten gegen die damals moderne »direkte Analyse«, in der mit konfrontativen Deutungen die Affektivität psychotischer Patienten in teilweise grenzüberschreitender Manier beeinflußt wurde (Hoffmann u. Elrod 1999). Diese Mängel der vorliegenden Biographie sind um so bedauerlicher, weil es gerade in der heutigen psychiatrischen Diskussion wesentlich scheint, dem herrschenden Biologismus durch Befunde aus der Psychotherapie etwas entgegenzuhalten. Fromm-Reichmann sah die Psychoanalyse als Handlungswissenschaft, von der alle mit schwer Kranken Arbeitenden profitieren können. Ihrer Zeit war sie hier weit voraus. Vielleicht kann Siebenhüners Buch dazu beitragen, daß Fromm-Reichmann wieder in ihrem Heimatland bekannter wird, zumal es auch ein komplettes Verzeichnis ihrer Werke enthält. (Luzifer-Amor Nr.37, 19.Jahrgang 2006)
Sehr zu Unrecht gibt es bisher nur wenig Literatur zu Frieda Fromm-Reichmann, dieser imponierenden Ärztin und Psychotherapeutin, deren Lebenswerk für Psychiatrie und Psychotherapie wegweisend wurde. Ihre Hauptleistungen liegen in der tiefenpsychologischen Schizophrenietherapie und in der Entwicklung entsprechender theoretischer Konzepte. Sie hielt Psychosekranke für übertragungsfähig, intuitiv, empathisch einfühlbar und nonverbal-kommunikativ. Von der europäischen als auch von der amerikanischen Kultur geprägt, entdeckte sie neben der verhängnisvollen Rolle der »schizophrenogenen Mutter« auch die Hellkräfte von Mütterlichkeit in der Psychotherapie. Die Autorin der vorliegenden Biographie, Gerda Siebenhüner, Dozentin und Psychotherapeutin aus Berlin, ist überzeugt, dass die aktuelle Diskussion um eine angemessene Psychosentherapie nicht darauf verzichten kann, die Pionierleistungen Frieda Fromm-Reichmanns auf dem Gebiet der psychoanalytischen Psychosentherapie zu würdigen. Nach dem biographischen Teil legt Gerda Siebenhüner eine Analyse der Werke Frieda Fromm-Reichmanns und ein Porträt ihrer Mentoren vor, die ihre Lehren und Behandlungsmethoden wesentlich geprägt haben. Darin finden sich die Organismustheorie des Neurologen und Psychiaters Kurt Goldstein, die Psychoanalyse Sigmund Freuds, das Psychosomatik-Konzept Georg Groddecks und die interpersonale Theorie Harry Stack Sullivans. Darauf aufbauend entwickelte Frieda Fromm-Reichmann ab 1935 in den USA ihre Intensive Psychotherapie, deren Erfolge großes Aufsehen in der Fachwelt erregten. Über den Bestseller Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen, (2000, Original 1964), brachte Joanne Greenberg (Künstlersame Hannah Green) nach ihrer Heilung Frieda Fromm-Reichmanns Form der Psychosen-Therapie auch dem Laienpublikum nahe... (Psychotherapeutenjournal)
Frieda Fromm-Reichmann (1889-1957) gilt als eine Pionierin der psychotherapeutischen Psychosenbehandlung. Sie entwickelte im Heidelberger Sanatorium ›Therapeuticum‹ und nach ihrer Emigration in der Klinik Chestnut Lodge, USA, die intensive Psychotherapie, mit der sie Aufsehen erregende Erfolge erzielte. Allgemein bekannt wurde sie als Psychoanalytikerin in dem Roman Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen, in dem die unter Schizophrenie leidende Joanna Greenberg ihren Heilungsprozess schildert. Frieda Fromm-Reichmann wurde wesentlich beeinflusst durch die Lehren und Behandlungsmethoden von Kurt Goldstein, Sigmund Freud, Georg Groddeck, Erich Fromm und Harry Stack Sullivan. Ein religiös-humanistisches Menschenbild ermöglichte ihr dabei die Überwindung ihrer Außenseiterposition als Jüdin, Frau und Emigrantin sowie die Integration der Psychosekranken in die menschliche Gemeinschaft. Gerda Siebenhüner schildert nicht nur den Lebensweg dieser außergewöhnlichen Frau und Analytikerin, sondern diskutiert auch die aktuelle Relevanz ihrer Innovationen für gegenwärtige Behandlungskonzepte.
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