Beschreibung
Erste Gesamtausgabe von Paul Gerhardts Liedern. Gerhardt (1607 1676), einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter, hat seine Gedichte selbst nicht gesammelt herausgegeben. Sofern sie nicht als Einzeldrucke publiziert wurden, erschienen sie zumeist erstmals in den verschiedenen Ausgaben des von Johann Crüger herausgegebenen Gesangbuchs "Praxis pietatis melica", Berlin bei Christoph Runge 1648, 1653, 1656 und 1661. Noch zu Gerhardts Lebzeiten erschien außerdem diese Gesamtausgabe seiner Lieder und Gedichte in zehn Lieferungen zu je zwölf Gedichten, die von Johann Georg Ebeling herausgegeben wurde. Inwieweit Gerhardt an dieser Ausgabe mitgewirkt hat, ist nicht bekannt. In seiner ersten Berliner Zeit leistete Gerhardt seinen seelsorgerlich-geistlichen Beitrag vor allem an der Berliner Nikolaikirche, wo er 1657 bis 1667 als Pfarrer tätig war. Dort wirkte seit 1622 Johann Crüger als Kantor, der 1640 erstmals das oben erwähnte Gesangbuch herausgegeben hatte. Zwischen ihm und Gerhardt entstand eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit. Bekannt ist Gerhardt bis heute durch Lieder wie: "Wie soll ich dich empfangen" - "Fröhlich soll mein Herze springen" oder "Geh aus, mein Herz, und suche Freud" denen das erschütternde Passionsgedicht "O Haupt voll Blut und Wunden" gegenübersteht. Dieses Lied nahm Johann Sebastian Bach in seine "Matthäuspassion" (1729) auf. Weitere bekannte Lieder findet man heute noch in evangelischen Gesangbüchern, z. B. "Wach auf, mein Herz, und singe" (vgl. KNL). "Mit seinen Liedern will Gerhardt in den Menschen Vertrauen wecken in eine kirchliche und persönliche Frömmigkeit. Somit bilden seine Werke den Übergang von der kirchlichen Objektivität zur Subjektivität des persönlichen Gefühlslebens, vom Bekenntnisgesang zum Erbauungslied. Bei Martin Luther ruft die Gemeinde zu Gott, bei Gerhardt spricht der Einzelne. Gerhardts Lieder markieren den Anfang einer neuzeitlichen deutschen Lyrik und weisen den Weg zur barocken Lieddichtung, die später Johann Wolfgang von Goethe perfektionieren sollte" (Wikipedia). "Jeder Teil mit eigenem Titelblatt. Die Varianten im Impressum sind bedingt durch den Druckerwechsel während der Herstellung. Der 1667 datierte Haupttitel wurde offenbar erst nachträglich neu gesetzt und allen Expl. vorgebunden, doch von Tl. II u. III existieren Varianten mit Impressum Frankfurt/O. 1666" (Dünnhaupt). Dieser auch Goedeke unbekannte 1. Druck der ersten Ausgabe liegt hier vor. "Die Ebeling'sche Gesamtausgabe der Lieder Gerhardts steht in Bezug auf die Feststellung der Original-Drucke den Berliner Crüger-Runge'schen Gesangbüchern an Wichtigkeit am nächsten . Von den 120 Melodien sind alle, mit Ausnahme von sieben, Ebelings Eigentum. Er erweist sich als der begabteste Erfinder origineller neuer Melodieen, die geeignet sind, das Wort des Dichters zum Gesang zu erheben und die rhythmische Gestalt des alten Volksliedes zu bewahren" (Breslauer). Gebräunt und etwas fleckig, teilw. kleine Feuchtigkeitsspuren und anfangs ein kl. Wurmstich im oberen Rand, wenige kurze handschriftliche Anmerkungen. Dublette der Kgl. Bibliothek Berlin mit gelöschtem Stempel auf dem Titel verso. Schönes Exemplar des ungemein seltenen Werks. Von den wenigen Exemplaren, die wir im deutschsprachigen Handel sein 1927 nachweisen können, handelt es sich meist um dieses Exemplar und auch die anderen hatten einen modernen Einband. So hat Helmut Domitzlaff dieses Exemplar 1977 auf der Stuttgarter Messe für DM 12.000,- verkauft und 2006 wurde es bei Bassenge für Euro 15.000,- versteigert. VD 17 1:665374D; Dünnhaupt 2.1; Goed. III, 183; Faber du Faur 467a; MGG III, 1042f.; Breslauer, Das Deutsche Lied 242. Wolffheim 2180 nennt nur die 3. Auflage. Nicht in der Musikbibliothek Paul Hirsch. Bestandsnummer des Verkäufers 22101
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