Verlag: (Am Schluß:) Christlingen, Vrsino Gottgwinn (d. i. Straßburg, B. Jobin), o. J. (um 1588)., 1588
Anbieter: Antiquariat am Moritzberg, Hildesheim, NDS, Deutschland
EUR 1.200,00
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In den Warenkorb8 nn. Bl., 272 (= 273) fol., 18 nn. Bl. Titelei in Rot und Schwarz, mit farb. Titel-Holzschnitt und 2 Holzschnitten. 8°. Pergament d. Z. auf 3 durchzogenen Bünden, mit Fileten- und Rollstempel-Rahmung, Eckfleurons und Medaillon-Arabeske auf beiden Deckeln. Zwei Jahrhunderte (1787) nach Fischart (ver-)urteilt Jöcher: Fischart "ist seinen übrigen Lebensumständen nach sehr unbekannt, aber desto bekannter aus seinen Übersetzungen und eigenen Schriften, worunter manche in dem abentheuerlichen Tone, den der Verfasser für Witz und Laune hielt, abgefaßt sind, indem sein ganzer Witz in den seltsamsten und ungeheuersten Worten bestehet, wobey wohl nicht leicht jemand wird lachen könnne. Und dennoch wollte jemand 1776 einige seiner Schriften wieder auflegen lassen, welches aber ein guter Genius zur Ehre des Deutschen Geschmackes zum Glücke noch verhinderte." (Suppl. II, S. 1109). Etwa eine Generation später (vgl. Brockhaus, 1827, Bd. 4, S. 129), der Duft eines freieren Denkens wehte durch deutsche Lande und der Restauration ins Gesicht, wird Fischart über allen Klee bejubelt: "Als Satyriker ist er unstreitig der zügelloseste seines und vielleicht aller Jahrhunderte, (.) auf das genaueste bekannt mit den Thorheiten s. Zeitalters, (.) zeigte aber auch in den willkürlichsten Sprachformen seine Gelehrsamkelt und seinen Witz (.) und selbst aus den schalkhaftesten Ergießungen seines fruchtbaren Genius leuchtet überall eine natürliche Heiterkeit und treuherzige Redlichkeit hervor." Etc. Herr Biedermeier streckt hier seine Triefnase hervor, an die ihm später der Wilhelminismus einen Orden hängt, indem er ein politisch-ethisches als ästhetisches Urteil ausgibt, denn "nur Maß und Geschmack gehen ihm ab." (Meyers Konv.-Lex., 1897, Bd. 6, S. 471), wenn er Fischarts Bedeutung zur Kenntnis des 16. Jahrhunderts betont. Es handelt sich insgesamt bei vorliegender vermutl. um die 6. Ausgabe dieser Übertragung aus dem Niederdeutschen des scharfen Anti-Papisten Philip von Marnix, was die breite Rezeption zu Lebenszeiten Fischarts dokumentiert und Jöcher konterkariert. Sie ist kenntlich durch die Variante "durchziert" auf der Titelei; zudem erfolgt der Zeilenumbruch von 4 zu 5 auf dem Titel innerhalb des Wortes "Hur - naußnäster" und auf f. 172 lautet die Variante "hindern prennt" (vgl. dazu Goedeke II, 499.37f; VD16 ZV 10407; Graesse II, 588; BM STC 722 unter Rabbotenu, pseudonym für Marnix). Wie die vorhergehenden erschien diese Ausgabe fingiert bei Fischarts Schwager Bernhard Jobin in Straßburg (zuerst 1579), für den er auch als literarischer Berater tätig war. Der (farb. gedruckte) Titelholzschnitt wird wiederholt und zeigt das institutionelle Papsttum als Bienenstaat. Etwas berieben und gering fleckig; Kante des Vorderdeckels mit Tintenfleck; Leder-Schließenbänder entfernt; hs. Rückentitel verblaßt; Vorsätze stärker, sonst etwas gebräunt und gering fleckig; Seitenausriss des Vorsatzes hinterlegt; ein Bl. mit Einriss (kein Textverlust, hinterlegt). DE.
Verlag: Christlingen (d.i. Strassburg), Ursinus Gottgwinn (d.i. Bernhard Jobin, um 1595)., 1595
Anbieter: Peter Bichsel Fine Books, Zürich, Schweiz
EUR 840,00
Währung umrechnenAnzahl: 1 verfügbar
In den WarenkorbTitel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Vignette auf dem Titel, 2 Holzschnitten im Text (1 davon wiederholte Titelvign.) und zahlr. Zierinitialen. (8), 272 (recte 273) Bll., (18) Bll. Register, 1 leeres Bl. 8vo. Pgt. d. Zt. mit 5 durchgezogenen Bünden. Johann Fischarts (ca. 1545-1590) Übersetzung und mit zahlreichen eigenen Zusätzen versehene Bearbeitung der antirömischen Satire "Beyenkorf" (1574) des holländischen Calvinisten Philips van Marnix (pseud. Isaac Rabbotenu), Herrns von St. Aldegonde. Das satirische Pamphlet, mit dem sich Fischart, selbst Sympathisant der Calvinisten, gegen die katholische Restauration wandte, erschien erstmals 1579. Nach VD 16 liegt hier die dritte undatierte Ausgabe von ca. 1595 vor mit dem Wechsel von der vierten zur fünften Zeile nach dem in Klammer stehenden Wort "Himmelszellen". "Der Bijnenkorf beruht auf einer gründlichen theologischen und historischen Gelehrsamkeit. In der Gesinnung angeregt durch Kalvin, in der Weltanschauung durch Erasmus, im Stil durch Rabelais. Die Fischartschen Zusätze umfassen . etwa den sechsten Teil des Umfangs" (Neufforge). Fischarts antirömischem Engagement, für das der "Bienenkorb" eines der interessantesten literarischen Zeugnisse darstellt, wurde angesichts des grossen Einflusses des Jesuitenordens im Elsass allerdings kein grosser Erfolg zuteil. Die im Text wiederholte Titelvignette zeigt einen Bienenkorb in Form der päpstlichen Tiara. VD 16 M 1055; STC, (German), 722 (unter Rabbotenu); Goedeke II, 499, 37k (Variante "hin-dern brennt"); Neufforge 112f. (gibt Erscheinungsdatum "nach 1618" an); Seebass/Edelmann II, 309; vgl. KNLL V, 575. Nicht bei Adams. Durchgehend gebräunt. Titelblatt fast zur Gänze vom Bund gelöst. Das letzte leere Blatt mit hs. Eintrag des 18. Jhs.