Beschreibung
8vo. 3 pp. und 4pp. Kombination aus zwei eigenhändigen Briefen mit Unterschrift Marcel" an Jacques Truelle. Proust hatte während des Ersten Weltkrieg mehrere Freunde verloren - an der Front, durch Selbstmord oder weil sie sich komplett zurückgezogen hatten. Proust hatte mit Jacques Porel, Jacques de Lacretelle und Jacques Truelle drei junge Männer um sich geschart. Letzterer war junger Botschaftsattaché in Rom und schien besonders empfänglich für seine Arbeit zu sein.Proust entschuldigt sich dafür, nur ein paar Zeilen zu schreiben, weil er sich nicht gut fühle, nachdem er einen Monat lang ohne Unterbrechung krank gewesen sei - Proust litt an Schlaflosigkeit, Herzrasen, Asthma und einer Überanstrengung der Augen. Er habe vor allen geheim gehalten - sogar vor seinem Bruder -, dass er sich im Haus von Jacques Porel aufhält. Er habe so viel mit dem Umzug zu tun gehabt, dass er weder schreiben konnte, noch Besuch empfangen konnte. Nur wenigen Freunden habe er davon erzählt, vielleicht zweien, das wolle er Truelle wissen lassen. Nach weiteren Entschuldigungen, weshalb er Truelle bislang nicht eingeladen hat, erzählt Proust, dass sein langjähriger Freund Robert de Billy gerade in der Nähe sei und er vermeiden wolle, dass er von de Billy entdeckt werden würde. Schließlich lädt er Truelle doch ein, mal vorbeizusehen in der 8-bis rue Laurent-Pichard" solange er noch dort wohne. Um dem eine Freude zu bereiten. Im zweiten Brief schreibt Proust, ich will nicht den Arzt aus der Ferne geben", dennoch empfiehlt er seinem Freund Chinin oder ein gleichwertiges Produkt, das in seinem insalubre Rome", dem ungesunden Rom, nützlich sein könnte - auf Prousts Liste gegen stehen Abführmittel, Desinfektions- und Fiebermittel: […] fièvre paludéenne, des purgatifs répétés (à condition de les rendre) et des désinfectants ou fébrifuges comme la quinine ou l aspirine. […]". Proust spielt auf Henri Rochat an, einen ehemaligen Mitarbeiter im Hotel Ritz, der Proust nicht gleichgültig war - die beiden lebten zusammen in der Rue Hameln.Jacques Truelle (1891-1945) hatte im Krieg ein Bein verloren und war über Paul Morand (1888-1976) mit Proust bekannt und befreundet. Jacques Porel, Sohn der berühmten Schauspielerin Réjane, war aus der Armee entlassen, nachdem er Verletzungen durch Senfgas erlitten hatte.Marcel Proust, der wegen seines Asthmas nicht zur Armee eingezogen wurde, verfolgte das militärische Geschehen als Leser von täglich sieben Zeitungen sowie als Gesprächs- und Briefpartner von kämpfenden, auch sterbenden Angehörigen, Freunden und Bekannten akribisch und war tief erschüttert. Schon am 2. August 1914 einen Tag nach der französischen Mobilmachung und noch einen Tag vor der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich sprach Proust in einem Brief an seinen Bankier und entfernten Verwandten Lionel Hauser von den schrecklichen Tagen, die wir durchleben". Und er sagt, mit Anspielung auf H. G. Wells futuristischen Roman War of the Worlds" aus dem Jahr 1900, voraus: dass bald Millionen Menschen in einem ,Krieg der Welten (.) hingeschlachtet werden ." Stunden zuvor war sein Bruder Robert Richtung Verdun gezogen. Bestandsnummer des Verkäufers 81384
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