Beschreibung
Eigenhändiger, signierter Brief des bayerischen Diplomaten Ferdinand von Verger (1806-1867). --- Mit sehr interessantem Inhalt; ausführlich über die Karlsruher Zuckerfabrik Waghäusel. --- Datiert Karlsruhe, den 13. Januar 1853. --- Zu dieser Zeit war von Verger kurzzeitig bayerischer Gesandter am badischen Hof in Karlsruhe (vorher und nachher war er in gleicher Funktion in Bern). --- Gerichtet an Graf Maximilian von Arco-Valley (1806-1875), "Pair du royaume de Bavière" in München, damals einer der reichsten Grundbesitzer Bayerns und Besitzer der Zuckerfabrik im Schloss Aurolzmünster bei Ried (in Betrieb 1836 bis 1865). Bei der deutschen Industrie-Ausstellung zu München 1854 erhielt er eine "belobigende Erwähnung" wegen der "Schönheit des Candis". --- Beide waren befreundet (und auch fast gleich alt); sie kannten sich wohl vom gemeinsamen Studium an der Universität Landshut? --- Auszüge: "Ich weiß nicht, lieber reichsräthlicher Freund, ob Du jemals in den Kammern für die Aufhebung der Bayerischen Gesandtschaften als einer unützen Beigabe zur deutschen Einheit gestimmt hast; jedenfalls wirst Du Dich hoffentlich bekehren, wenn Du die vielseitige Thätigkeit eines Bayerischen Gesandten, die die päpstliche Krone wie die Waghäusler Zuckerhütte mit gleichem Geschicke umfaßt, kennen gelernt haben wirst. Nachfolgend nun das Resultat meiner eingezogenen Erkundigungen. --- 1.) Hast Du das französische System, so nützt der Besuch der Weghäusler Fabrik, die auf trockenem Wege mazzecirt (so lautet ungefähr wohl der technische Ausdruck?) Dir gar nichts. --- 2. Willst Du persönlich Weghäul besuchen, so hat es keinen Anstand, und zwar aus dem mir ganz naiv angegebenen Grunde, daß man annimmt, Graf Arco Valley werde nichts von der Manipulation verstehen, und diese daher nicht 'abstehen' können. Schickst Du dagegen einen Techniker, so muß er Entrée zahlen. Dieses regulirt sich nach der Persönlichkeit - Dein Techniker wird auf ungefähr 60 Louis d'or geschätzt. Es wurden schon 100 Louis d'or bezahlt. Dafür kann der Aufenthalt mehrere Monate dauern. Natürlich wird dann das ganze Verfahren gezeigt, wofür Hunderttausende Lehrgeld durch verunglücktes Probiren und Experimentiren von der Fabrik selbst bezahlt wurden. --- 3. Die Reinigung geschieht lediglich durch animalische Knochenkohle. [.] --- 4. Die erste CentrifugalMaschine kostete zwischen 400 bis 500 fl. [.] --- Der Waghäusler Direktor meint, daß die Oesterreichische Regierung wahrhaft 'väterlich' gegen Euch Zuckermänner verfährt, da Ihr um 1/3 wohlfeiler produziren könnt, als die vereinsländischen Fabriken [.]." --- Signiert "Dein alter aufrichtigst ergebener Freund F. Verger." --- Mit einem Postskriptum: "Beim Kukuk! warum gingst Du denn nicht selbst von Wildbad aus nach Waghäusl? Schreibe mir, ob Du kommen willst. Kömmt Dein Techniker, so adressire ihn mir - vorausgesetzt daß ich noch hier, und nicht in Bern bin." --- Umfang: 2 Textseiten und ein Adressblatt (26,5 x 20,8 cm). --- Format (zusammengefaltet): 9,2 x 14,3 cm. --- Postalisch gelaufen; mit griechischem Sammlerstempel. --- Zustand: Papier leicht gebräunt und etwas knittrig; mit öffnungsbedingtem Ausriss. Bestandsnummer des Verkäufers Corner 22-6-36 (1)
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