Beschreibung
Zu dieser Zeit lernte Rumpf bei Igami Bonkotsu (1875-1933) in Tokio die Technik des japanischen Farbholzschnitts, nachdem er 1907/08 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Tsingtau geleistet hatte. Mit einer schönen originalen Zeichnung (Geisha, im Hintergrund der Fukushima) im Briefkopf und einer kleinen Skizze (Geisha mit Musikinstrument) auf dem Umschlag. Adressiert an Hanna Fesca (1887-1967) in München, die in Tokio geboren wurde, wo ihr Vater, der Bodenkundler und Pflanzenbauwissenschaftler Prof. Max Fesca (1846-1917), als wissenschaftlicher Leiter der Agronomischen Abteilung der Geologischen Reichsanstalt wirkte. Hanna Fesca wurde später Zeichenlehrerin und heiratete 1915 den Maler, Zeichner, Grafiker und Kunsterzieher Walter Ast (1884-1976). Umfang: vier Seiten (20,5 x 12,5 cm). Auszüge: "Also so schauen Sie berühmten Schwabinger Malerinnen aus. Das Bild ist nicht gar so schlimm. Über das Hutmonstrum hab' ich mich sehr amüsiert, ich habe ja die Zeit der grossen Hüte in Deutschland nicht mehr erlebt. Hier die kleinen Japanerinnen tragen überhaupt keine Hüte, die Chinesinnen ebenso. Hier die Moden sind viel weniger auffällig, doch kann ich bereits nach Schnitt und Sitz der Kleider, nach Frisur u. Schminke erkennen, ob ein Mädchen aus Kyoto, Tokyo od. Nagasaki ist, man bekommt halt schnell einen Blick dafür. Nur mit den Europäern fällt es mir schwer, so nach und nach bekommen sie alle dasselbe Gesicht, das kommt davon weil ich manchmal wochenlang keinen Europäer zu Gesicht bekomme. [.] Augenblicklich lerne ich hier Holzschnitt, natürlich japanischen, bis jetzt bin ich noch recht ungeschickt aber dan-dan wirds wohl besser werden. Sie schreiben über die Ausstellung von Frau Wegner, sie fuhr seinerzeit mit mir zusammen nach China, sie war der Schrecken des ganzen Schiffes. Die Ausstellung ist recht geschmackvoll, doch fehlt das nötige historische u. chronologische darin. Mit jap. und chines. Kunst, hauptsächlich mit letzterer habe ich mich in letzter Zeit viel beschäftigt, man muss viel sehen u. lernen [.]. Von meinen Freunden hab' ich seit einem halben Jahr nichts mehr gehört [.]. ich will jetzt aber lieber Schluss machen, denn ich bin schrecklich müde, ich habe gestern eine alte Eisenbahnbekanntschaft Herrn Lieutenant Hamerstinner{?} zufälligerweise getroffen, wir waren zusammen im Theehaus haben uns vorsingen und vortanzen lassen und sehr viel Reiswein (bis 30 Schalen hab' ich noch zählen können) getrunken. Heut' morgen bin ich dann auf irgend eine Weise, die mir bis anhero noch etwas unklar ist nach Haus gekommen u. hab' einen schrecklichen Öhlkopf. Vor der Nacht jetzt graust mir schon erstens ist es sehr kalt [.]. 2tens herrscht nachts hier ein scheusslicher Lärm von Nachtwächtern, Strassenverkäufern u.s.w. Gestern Nacht fiel sogar jemand durch die Schiebewand in mein Zimmer sodass die Wand ein wunderschönes Loch hat. Ausserdem kommen noch die nezumis (Ratten), die mir mit Vorliebe über die Füsse laufen, und die Bekemonosans (die ehrenwerten Herrn Gespenster), die hier noch viel grausiger, blutiger u. klappriger sind als bei uns in Deutschland! [.] Wenn Sie Verlangen nach diesen Herrschaften haben müssen Sie nur herkommen. Besten Gruss F. Rumpf." Beim Umschlag wurde die Briefmarke hinausgeschnitten. Zustand: Etwas fleckig. Bestandsnummer des Verkäufers 23726
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